Der Panoramaweg am Bergisel war die Stamm-Laufstrecke von Ena Kadic. Regelmäßig joggte die ehemalige Miss Austria hier entlang. Sie kannte den Weg rund um den Drachenfelsen in und auswendig. Auch die Aussichtsplattform, die in den Abgrund ragt und mit einem Geländer, das Erwachsenen fast bis zur Brust geht, gesichert ist. Ist die 26-Jährige trotzdem auf die Brüstung geklettert, um von dort ein Selfie zu machen?
Diese Theorie prüft die österreichische Polizei. Nach Angaben von Chefinspektor Ernst Kranewitter gebe es Augenzeugen die beobachtet hätten, wie Kadic sich vor dem Unfall an der Aussichtsplattform intensiv mit dem Handy beschäftigt habe. Die Auswertung des sichergestellten Smartphones soll Aufschluss darüber geben, ob die ehemalige Miss Austria tatsächlich so unvorsichtig war, auf die steil über dem Drachenfelsen rausragende Brüstung zu klettern.
missaustria1Zuvor war die Polizei davon ausgegangen, dass Kadic weiter unterhalb im Wald auf unwegsamem Gelände unterwegs war, ausgerutscht ist, den Halt verloren hat und den Abhang in die Tiefe rollte. Doch wie die österreichische Zeitung "Kurier" berichtet, widersprechen Gerichtsmediziner dieser Theorie. Kadic habe sich ihre schweren inneren Verletzungen bei einem Sturz aus großer Höhe zugezogen, sagen die Forensiker. Das macht einen Sturz aus der rund 40 Meter hohen Aussichtsplattform wahrscheinlicher.
Ermittler schließen Suizid aus
MissAustria_13UhrEinen Suizid oder ein Fremdverschulden schließen die Ermittler aus. "Wir gehen nach wie vor von einem Unfallgeschehen aus", erklärte Kranebitter. Fest steht, dass die Innsbruckerin am Freitag rund 40 Meter unterhalb der Aussichtsplattform Drachenfels bewusstlos gefunden wurde. Zuvor hatte sie noch mit ihrem Handy ihren Bruder alarmieren können. Mit schwersten inneren Verletzungen wurde sie mit einem Rettungshubschrauber in die Universitätsklinik Innsbruck gebracht, wo sie am Montagabend an einem Polytrauma gestorben ist.
Die Nachricht vom Tod der ehemaligen Schönheitskönigin löste am Dienstag europaweit Bestürzung aus. Kadic, die 2013 zur Miss Austria gewählt worden war, hatte sich zuletzt aus der Öffentlichkeit zurückgezogen und arbeitete als Verkäuferin in einer Innsbrucker Boutique. Fotograf Heli Mayr, der zu ihrer Missen-Zeit mit ihr zusammengearbeitet hat, sagte dem "Kurier": "Sie wollte wieder Ena sein und hat viel Zeit in der Natur verbracht. Ihr Tod ist furchtbar."