Kutschfahrt, Dinner mit der Königin und eine Rede im Parlament: Großbritannien hat Chinas Präsidenten Xi Jinping mit demonstrativem Prunk empfangen. Der Generalsekretär der Kommunistischen Partei Chinas begann am Dienstag einen viertägigen Staatsbesuch, von dem die britische Regierung sich Investitionen und Geschäfte in Milliardenhöhe erhofft.
Zeremonieller Höhepunkt war am Abend ein Staatsbankett mit 170 Gästen im Buckingham-Palast. Neben Queen Elizabeth II., Prinz Philip und Premierminister David Cameron waren auch Prinz William und seine Frau Catherine erschienen. Für die 33-Jährige war es das erste Staatsbankett seit ihrer Hochzeit mit Prinz William im April 2011. Die Herzogin von Cambridge wählte ein knallrotes Kleid der britischen Designerin Jenny Packham. Die Farbe der Robe wurde von britischen Medien als Gruß an den Gast des Abends, Chinas Präsidenten Xi Jinping, interpretiert - die chinesische Fahne ist ebenfalls rot. Catherines Kopf schmückte ein Diadem, mit dem sie sich 2013 das erste Mal bei einem Empfang gezeigt hatte. Das Schmuckstück ist eine Leihgabe und gehörte einst Queen Mum. Das Staatsbankett war erst die dritte Gelegenheit, bei der Kate eine Tiara trug.
In ihrer Rede nannte Königin Elisabeth II. den Besuch des chinesischen Präsidenten "einen Meilenstein in diesem beispiellosen Jahr der Kooperation und Freundschaft zwischen Großbritannien und China". Es gebe "viele Gründe, die dynamische, wachsende Wirtschaftsbeziehung" zwischen Großbritannien und China zu feiern, sagte die 89-Jährige. Gleichzeitig erinnerte Elizabeth II. an ihren fast 30 Jahre zurückliegenden Staatsbesuch in China und schwärmte von der Geschichte und der Kultur des Landes. 1986 reiste die Königin gemeinsam mit ihrem Mann nach China. Bei dem Staatsbesuch 1986 leistete sich Prinz Philip allerdings einen Fauxpas: Wenn sie noch länger in China blieben, würden sie "alle Schlitzaugen bekommen", sagte der für seine verbalen Entgleisungen bekannte Prinz damals zu einer Gruppe britischer Studenten.
Thronfolger Prinz Charles, dessen Verhältnis zu China unter anderem wegen seiner demonstrativen Bewunderung für den Dalai Lama schwierig ist, blieb dem abendlichen Bankett fern. Er traf sich jedoch am Nachmittag zu einem 15-minütigen Gespräch mit Xi, an dem auch die Ehefrauen der beiden teilnahmen.
Kritik am China-freundlichem Kurs der Regierung
"Obwohl mein Besuch gerade erst angefangen hat, bin ich schon tief beeindruckt von der Lebendigkeit der chinesisch-britischen Beziehungen und der tiefen Freundschaft zwischen unseren Völkern", sagte Xi zuvor während einer kurzen Rede im britischen Parlament. Premierminister David Cameron, der Xi am Mittwoch zu politischen Gesprächen trifft, sagte, bei dem Besuch gehe es um Geschäfte in Höhe von 30 Milliarden Pfund (40,8 Milliarden Euro). Dabei stehen auch Investitionen in neue britische Atomkraftwerke zur Debatte. Einzelheiten wurden allerdings nicht genannt. "Es handelt sich um einen sehr wichtigen Augenblick der britisch-chinesischen Beziehungen", meinte Cameron. Kritik am China-freundlichem Kurs bügelt die Regierung ab. Noch 2012 hatte sich Cameron Ärger mit Peking eingehandelt, weil er sich mit dem Dalai Lama traf, dem geistigen Oberhaupt der Tibeter.prinz william
In britischen Medien gab es dagegen deutliche Kritik für das Buhlen um Peking. Experten verweisen auf anhaltende Menschenrechtsverletzungen in China sowie auf den Verdacht der Industriespionage. Außerdem irritiere der pro-chinesische Kurs die USA. "Wir werden unser Vertrauen auf China bereuen", kommentierte etwa die Zeitung "The Times".
Nach der Ankunft des chinesischen Präsidenten demonstrierten einige Hunderte gegen Menschenrechtsverletzungen und gegen die Tibet-Politik Pekings. "Wir wollen nicht, dass lediglich über Handel gesprochen wird", sagte Kate Allen von Amnesty International. "Wir wollen, dass Handel und Menschenrechte gleichzeitig diskutiert werden. China ist das Land, in dem mehr Menschen als in allen anderen Ländern der Welt zusammen hingerichtet werden."
Präsident Xi Jinping und seine Frau Peng Liyuan werden bis Freitag in Großbritannien bleiben. Es stehen unter anderem ein Besuch beim Fußballklub Manchester City sowie ein Treffen auf dem Landsitz von Premier Cameron auf dem Programm. Koffer packen muss der Präsident allerdings nicht: Die chinesischen Staatsgäste residieren während des gesamten Besuchs im Buckingham Palast.