Kurz nach einer Krebs-Diagnose ist der Frontmann der britischen Heavy-Metal-Band Motörhead, Lemmy Kilmister, im Alter von 70 Jahren gestorben. Es sei ein "kurzer Kampf mit einem äußerst aggressiven Krebs" gewesen, teilte die Gruppe in der Nacht auf Dienstag auf ihrer Facebook-Seite mit. Der Musiker erfuhr demnach am 26. Dezember von der Erkrankung - zwei Tage nach seinem 70. Geburtstag.
Der Sänger und Bassist, der mit richtigem Namen Ian Fraser Kilmister hieß, galt im Rock'n'Roll-Zirkus als Legende. Er war unter anderem für seinen exzessiven Alkoholkonsum bekannt. Wegen gesundheitlicher Probleme Kilmisters hatte die Band in den vergangenen Jahren wiederholt Auftritte absagen müssen, er litt unter anderem an Diabetes.
"Spielt Lemmys Musik laut"
"Wir können gar nicht ausdrücken, wie geschockt und traurig wir sind, es gibt keine Worte", schrieb die Band auf Facebook. Sie kündigte an, sich in den kommenden Tagen ausführlicher äußern zu wollen. "Aber für den Moment: Spielt Motörhead laut, spielt Hawkwind laut, spielt Lemmys Musik laut. Habt einen Drink oder mehrere."
Die Nachricht von Kilmisters Tod verbreitete sich wie ein Lauffeuer und sorgte für Bestürzung in der Musikwelt – nicht nur in Los Angeles, dem Wohnort des Musikers. Freunde und Wegbegleiter wie Ozzy Osbourne, Dave Navarro, Gene Simmons, Fred Durst, Flea, Ice-T und Belinda Carlisle bekundeten ihre Trauer in sozialen Netzwerken:
"Habe einen meiner besten Freunde verloren", schrieb Black-Sabbath-Sänger Ozzy Osbourne bei Twitter. "Er war ein Krieger und eine Legende. Ich werde Dich auf der anderen Seite sehen."
"Einer der größten Rocker aller Zeiten. Unglaublicher einzigartiger Bassspieler. Mein Held“, postete Flea, Bassist der Red Hot Chili Peppers.
Der Mitbegründer der Rockband Kiss, Gene Simmons, schrieb bei dem Kurznachrichtendienst: "Lemmy: Ruhe in Frieden, mein Freund."
In Deutschland verabschiedete sich als einer der ersten Künstler Thees Uhlmann von Kilmister: "Nachbar: "hier Platte!" ich: "motörhead-HAMMERSMITH?" er: "ja!" danach war alles für immer anders", schrieb der Musiker bei Twitter.
Kilmister verstarb laut Manager Todd Singerman am Montag, nur zwei Tage nachdem er die Nachricht von einem unheilbaren Krebsleiden erhalten hatte. Dass der britische Rockmusiker gesundheitlich angeschlagen war, wussten Fans und Freunde schon länger. In 2000 wurde bei ihm Diabetes diagnostiziert, in 2013 wurde ihm aufgrund von Herzproblemen ein Defibrillator implantiert.
In den letzten Monaten und Wochen mussten immer wieder Konzerte der aktuellen Tournee von Motörhead abgesagt werden, weil Kilmister zu schwach war. Er wirkte abgemagert und kränklich. Dennoch, so erklärt die Band, wollte Kilmester die anstehenden Konzerte im Januar und Februar durchziehen – inklusiver zweier Gigs in Chemnitz und Offenbach am 22. und 23. Februar. Auf der Motörhead-Homepage waren in der Nacht auf Dienstag noch zahlreiche Auftritte angekündigt.
Motörhead brechen Konzert ab 15.50Lenny Kilmister wurde am Heiligabend 1945 in Stoke-on-Trent in England geboren. Er schmiss mit 16 die Schule, zog nach Manchester, wo er erste Gehversuche als Musiker wagte. Wenig später landete er in London, ging zunächst als Roadie von Jimmy Hendrix auf Tour, bevor er als Bassist in der Band Hawkwind anheuerte. 1975 gründete er Motörhead. Seine Markenzeichen: Zwei Fibrome auf der linken Gesichtshälfte, die Vorliebe für Jack Daniels mit Cola und die Eigenart, den Bass wie eine Rhythmus-Gitarre zu spielen. Die kommerziell erfolgreichste Phase hatte Motörhead zwischen 1979 und 1982 mit Alben wie "Overkill", "Bomber“ und "Ace of Spades".
Kilmister geriet immer wieder ins Visier von Kritikern wegen seiner Sammelleidenschaft von Nazi-Devotionalien. Nach eigener Aussage war sein Haus in Los Angeles vollgestopft mit NS-Gegenständen. Allerdings bestritt Kilmister stets, ein Anhänger der Nazi-Ideologie zu sein.