Wenn im Netz sogenannte Memes die Runde machen, ist der Anlass meist ein harmloser Spaß. Fotos werden aus dem Zusammenhang gerissen und mit einem passenden Spruch oder einer lustigen Überschrift versehen, von tausenden Usern dann in den sozialen Netzwerken per Likes und Shares weiterverbreitet. Neben Kindern und Katzen müssen häufig auch Bilder von Prominenten dafür herhalten. Dass das verletzend und sogar gefährlich sein kann, machte der Schauspieler Wentworth Miller nun in einem emotionalen Posting auf Facebook klar.
Miller, der durch die Serie "Prison Break" berühmt wurde, teilte ein Meme, das sich über seine Figur lustig machte. Zu sehen war auf der einen Seite ein knackiges Oben-Ohne-Foto von ihm aus der Serie, auf der anderen ein Paparazzi-Schnappschuss, der ihn mit kleinen Speckröllchen am Bauch zeigt. "Wenn du aus dem Knast ausbrichst und vom Monopoly bei McDonalds erfährst", hatte jemand dazu geschrieben. Doch hinter dem Speckröllchen-Bild steckt eine traurige Geschichte, wie Miller schreibt.
Wentworth Miller war am Tiefpunkt angelangt
"2010 hatte ich mich so halb von der Schauspielerei verabschiedet und mich aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Vor allem, weil ich Selbstmordgefährdet war", berichtet der 43-Jährige, der darüber bereits öffentlich gesprochen hat. "Damals habe ich wie so viele heimlich gelitten, nur sehr wenige wussten, wie schlimm es um mich stand." Miller schreibt, dass er seit seiner Kindheit an Depressionen leidet und der Kampf dagegen ihn viel Zeit, Gelegenheiten, Beziehungen und schlaflose Nächte gekostet habe. Als das unvorteilhafte Foto entstand, sei er am Tiefpunkt angelangt gewesen.
Sein Post berührte über 200.000 Menschen
"Ich habe überall nach Erleichterung/Schutz/Ablenkung gesucht. Und das beim Essen gefunden. Es hätte alles sein können. Drogen, Alkohol, Sex. Aber essen wurde zu der einzigen Sache, auf die ich mich freute, die mich durch den Tag brachte." Doch als damals dieses Foto von ihm auftauchte, mit fiesen Kommentaren über sein Gewicht, brachte es das Fass zum Überlaufen. "Um es kurz zu machen: Ich habe überlebt", schreibt Wentworth Miller. Als er das Meme jetzt sah, habe das zwar weh getan, aber er habe beschlossen, dass dieses Bild nun für Stärke, Heilung und das Vergeben stehen soll. Und er bittet alle, anderen zu helfen, denen es ähnlich wie ihm damals geht.
Mit seinem emotionalen und ehrlichen Facebook-Posting hat Wentworth Miller einen Nerv getroffen: In den Kommentaren bedanken sich tausende User für seine Offenheit, über 259.000 Menschen teilten seine Worte.
Sie haben suizidale Gedanken? Hilfe bietet die Telefonseelsorge. Sie ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr unter 0 800 / 111 0 111 und 0 800 / 111 0 222 erreichbar. Auch eine Beratung über E-Mail ist möglich.
Eine Liste mit bundesweiten Hilfsstellen findet sich auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention.