[caption id="attachment_353" align="aligncenter" width="800"] Der traditionelle Ehrengruß "Lang lebe die Königin" hat geholfen: Elisabeth II. wird 90 und aus diesem Anlaß zeigt die Royal Collection in einer opulenten dreiteiligen Ausstellung Roben, Ordensgewänder und Juwelen der Jubilarin. Den Anfang macht Holyrood House in Edinburgh, unter den Exponaten ist auch der grüne Samtmantel des "Most Ancient and Most Nobel Order of the Thistle", den die Queen immer bei Ordenstreffen in Schottland trägt, wie hier mit Prinz Philip am 3. Juli 2014 (Foto: Chris Watt/Getty Images).[/caption] Königin Elizabeth II. wird 90 und ausnahmsweise gibt es diesmal das erste große Event aus diesem Anlaß schon an ihrem „richtigen“ Geburtstag, dem 21. April, und nicht erst an ihrem offiziellen Geburtstag im Juni. Der besonders runde Geburtstag der Monarchin wird mit einer dreiteiligen Ausstellung gewürdigt, die dem Publikum nahe bringen möchte, was für eine große Rolle in der non-verbalen Kommunikation zwischen der Königin und ihren Untertanen die Auswahl der „Arbeitskleidung“ wie Kleid und Hut, Abendkleid und Diadem, Ordensgewänder und Uniformen aber dann auch wieder die Privatkleidung spielt. Die Jubilarin selbst hat es einmal so erklärt: „I have to be seen to be believed – Ich muß gesehen werden, damit man glaubt, dass es mich gibt“. Dieser Leitgedanke bestimmt seit 1952 die Auswahl ihrer Garderobe. Sichtbarkeit, Angemessenheit, Praktikabilität – diese drei Eigenschaften sind unabdingbar. Wer stundenlang wartet, um einmal im Leben seine Königin zu sehen, möchte am Ende wenigstens den veilchenblauen Hut erkennen und zuordnen können, der in der Entfernung vorbeischwebt, daher die unendlich vielen pastellfarbenen Ensembles in Schattierungen, die sonst kaum jemand tragen würde. Auch muß die Monarchin selbstverständlich zu jeder Gelegenheit tadellos und der Situation und ihrem Alter angemessen gekleidet sein und die königliche Garderobe darf auch nach langer Reise oder bei schlechtem Wetter niemals zerknittert oder ungepflegt wirken. Seit 2002 ist Angela Kelly, Ihrer Majestät persönliche Assistentin und Ankleidedame, verantwortlich für den kompletten Kleiderschrank der Queen und auch für die Pfleg und Verwaltung ihrer Orden und Juwelen. Von Entwurf und Herstellung entweder direkt im Palast oder in Zusammenarbeit mit einem der Lieblingsdesigner der Königin über Katalogisierung, Vorauswahl der Kleidung inklusive Accessoires vor jedem offiziellen Termin bis hin zur Reinigung und Instandhaltung ist Ms. Kelly mit ihrem Team zuständig. So hat die Ankleidedame auch ihren Teil zum Zustandekommen der Ausstellung „Fashioning a Reign: 90 Years of Style from The Queen's Wardrobe“ („Regentschaft in Mode – 90 Jahre Stil aus der Garderobe der Königin“) beigetragen, die in der offiziellen Residenz der Königin in Schottland, dem Palace of Holyroodhouse in Edinburgh, ihren Anfang nimmt. Im Sommer gibt es den zweiten Teil im Buckingham Palast und im Herbst ist der dritte und letzte Teil auf Windsor Castle zu sehen. Insgesamt werden 150 Ensembles aus allen Lebensdekaden der Queen und zu ihren unterschiedlichen Rollen gezeigt. [caption id="attachment_354" align="alignleft" width="300"] Die studierte Kunsthistorikerin und Mode-Expertin Caroline de Guitaut, 46, ist seit 25 Jahren Kuratorin beim Royal Collections Trust. Sie gab den Anstoß für die Ausstellung und setzte sie mit ihrem 15-köpfigen Team an den drei Standorten Edinburgh, London und Windsor um (Foto: REUTERS/Russell Cheyne).[/caption] Wir sprachen mit der Kuratorin der Ausstellung, Caroline de Guitaut von der Royal Collection, über das Entstehen der Ausstellung und den Anteil der Königin daran. Caroline de Guitaut, wie kamen Sie darauf, zum 90. Geburtstag der Queen ausgerechnet eine Mode-Ausstellung zu planen, man hätte ihr langes Leben und ihre Regentschaft auch anders würdigen können? Mag sein. Aber meine Idee war, anhand der Garderobe der Königin über die Jahrzehnte zu zeigen, wie sehr sie auch die jeweilige Zeit und gesellschaftliche Entwicklungen widerspiegelt. Elisabeth II. ist ein Symbol der Kontinuität in Jahrzehnten des Wandels. Gleichzeitig sendet die Königin mit ihren sehr unterschiedlichen Outfits auch Botschaften aus. Die Symbolik der Kleidung bei Auslandsreisen als Staatsoberhaupt ist offensichtlich, aber auch ihre Rolle als Haupt des Commonwealth-Staatenbundes, als Oberbefehlshaberin der Armee und Oberhaupt der Anglikanischen Kirche zeigt sie immer wieder auch durch die entsprechende Kleidung. Das ist wirklich alles Arbeitskleidung für sie, bei all’ den schönen Ballkleidern und prächtigen Juwelen vergißt man das manchmal ... Ja, und da ist noch ein Aspekt, den wir in der Ausstellung herausarbeiten möchten: sie ist die erste britische Monarchin, die immer ausschließlich bei einheimischen Designern hat arbeiten lassen, um die hiesige Modeindustrie zu fördern. Natürlich sah sie es nie als ihre Aufgabe, modisch gekleidet zu sein, um zu zeigen, dass sie mit der Mode geht, sondern es ging darum, die britische Mode ins rechte Licht zu setzen. Sie hat wirklich nie auch nur ein Teil von berühmten Modemarken wie Chanel oder Dior getragen? Zumindest nicht bei offiziellen Anlässen, aber so weit ich weiß: nein. Und wie läuft das ab, wenn die Queen neue Kleider braucht? Stimmt es, dass ihre ganze Garderobe seit 2002 von Angela Kelly entworfen wird? Nein, Ms. Kelly macht einiges für sie, aber das meiste kommt seit 2006 von Designer Stewart Parvin und noch von einigen anderen. Die Königin hat eine sehr genaue Vorstellung davon, was ihr steht und was für welche öffentlichen Auftritte angemessen ist, damit ihre Kleidung am Ende die sehr spezifische Eleganz ausstrahlt, die man von ihr kennt. Hat sie denn auch mit entschieden, welche Ihrer Kleider in der Ausstellung zu sehen sein sollen? Natürlich, es sind ja ihre persönlichen Dinge, die sie immer noch trägt. Ich habe in Zusammenarbeit mit Angela Kelly eine Liste erarbeitet unter zwei Aspekten: Welche Kleidungsstücke die verschiedenen Schwerpunkte der Ausstellung am besten repräsentieren, und welche unter Designgesichtspunkten bemerkenswert sind, und habe ihr die Aufstellung dann vorgelegt. Die endgültige Auswahl hat sie getroffen. Gab es denn ein Outfit, dass sie unbedingt mit dabei haben wollte? Nein, soweit ich es mitbekommen habe, nicht... Und wie muß ich mir den Ablauf konkret vorstellen? Haben Sie die abgesegneten Teile aus dem sehr, sehr großen Kleiderschrank der Queen geholt und verpackt, um sie für den ersten Teil der Ausstellung nach Edinburgh zu schicken? Nein, das ist nicht meine Aufgabe, darum haben sich Ms. Kelly und ihr Team gekümmert. Aber der Transport ist doch bestimmt versichert bei der Menge an kostbaren Kleidern und Juwelen? Dazu darf ich leider nicht sagen ... Was hat es denn mit den drei verschiedenen Orten auf sich, an denen die drei Teile der Ausstellung gezeigt werden? Es ist ja keine Wanderausstellung und nicht gerade besucherfreundlich, wenn man alle Exponate sehen möchte, muß man dieses Jahr dreimal nach Großbritannien reisen. Einerseits schon ... aber wir wollten gerne in jeder der drei offiziellen Residenzen, Palace of Holyrood House in Schottland, Buckingham Palace in London und Windsor Castle in Berkshire andere Aspekte der königlichen Garderobe hervorheben: die verschiedenen Rollen der Queen in ihrem offiziellen und privaten Leben, die modischen Aspekte wie Förderung britischer Designer aber auch das Handwerk wie z.B. die Hutmacherkunst. Die drei Ausstellungsteile ergänzen sich also gegenseitig? Genau: in Schottland zum Beispiel zeigen wir vor allem Bekleidung der Königin, die sie bei ausgesprochen schottischen Anlässen trägt oder getragen hat, wir haben das Thema des „Schottenkaro in der königlichen Bekleidung“, das natürlich bedeutend ist und schon auf Königin Victoria und ihre Liebe zu Balmoral und zum schottischen Hochland zurückgeht, aber auch heute immer noch eine große Bedeutung in der Royal Family hat. Es gibt ja Tartans, die für sie erfunden wurden und nur von Angehörigen des Königshauses getragen werden dürfen. Außerdem werden dort zeremonielle Gewänder zu sehen sein wie der Prunkmantel, den Elisabeth II. bei Zusammkünften des Distel-Ordens trägt (Anm: d. R.: The Most Ancient and Most Noble Order of the Thistle ist quasi die schottische Variante des Hosenbandordens). Einige ihrer Outfits von den Gartenparties in Holyrood House wird es zu sehen geben und das Ensemble, das die Queen 2010 getragen hat, als Papst Benedikt sie in Schotland besuchte, eine große Bandbreite an Themen, die natürlich besonders für unser schottisches Publikum interessant sind. [caption id="attachment_355" align="alignnone" width="768"] Das bodenlange, schwarze Kleider aus Seidensamt und Taft von Designer Ian Thomas trug die Queen 1980 bei ihrem Besuch bei Papst Johanens Paul II. in Rom. Als Papst Benedikt sie 2010 in Balmoral aufsuchte, reichte dann ein weniger formelles graues Kostüm mit Hut (Foto: Royal Collection Trust/ Copyright by Her Majesty Queen Elizabeth II.).[/caption] Das klingt nach einer sehr aufwändigen Ausstellung. Werden Sie persönlich vor Ort sein, um alles mit aufzubauen? Ja, natürlich, ich werde einige Zeit dort sein und am Aufbau arbeiten, zusammen mit meinem 15-köpfigen Team aus Textilspezialisten, Beleuchtungsexperten und Technikern, die die Kleiderpuppen ausstatten, positionieren und professionell beleuchten. Wir haben auch viele ergänzende Exponate, Modezeichungen, Filme von früheren Staatsbesuchen, aber auch Videos zumThema Hüte, Tartan-Stoffherstellung, Stickerei und ähnliches. Was für eine Herausforderung, das alles so umzusetzen, nicht nur in Edinburgh, sondern später im Jahr dann ja auch nochmal in London und Windsor mit anderen Ausstellungsstücken. Dürfen wir uns denn im nächsten Jahr auch wieder auf eine spannende Ausstellung von Ihnen freuen, zum Beispiel zum 70. Hochzeitstag von Königin Elisabeth und Prinz Philip im November? Heute kann ich leider nur soviel verraten: wir planen ein spannendes Programm für 2017, schauen Sie einfach ab Herbst auf unsere Website! [caption id="attachment_357" align="aligncenter" width="804"] Auch zu sehen in der Ausstellung "Fashioning a Reign: 90 Years of Style from The Queen's Wardrobe": eine grün-goldene, reich bestickte Abendrobe von Sir Norman Hartnell, die Elisabeth II. 1957 zum Staatsbesuch bei Präsident Eisenhower in den USA trug (Foto: Royal Collection Trust/Copyright by Her Majesty Queen Elizabeth II 2016).[/caption] [caption id="attachment_358" align="aligncenter" width="940"] Die Queen und Prinz Philip (ganz rechts) mit König Olav von Norwegen (Mitte) bei dessen Staatsbesuch 1962 in Edinburgh. Das fliederfarbene, bestickte Seidenkleid von Sir Norman Hartnell ist ebenfalls eines der Exponate in Holyrood House (Foto: Royal Collection Trust/Copyright by Her Majesty Queen Elizabeth II 2016).[/caption] [caption id="attachment_359" align="aligncenter" width="816"] Die Abendrobe hat sich auch gut gehalten: dasselbe Abendkleid von 1962 (siehe oben), wie es aktuell in der Ausstellung zu sehen ist (Foto: Royal Collection Trust/Copyright by Her Majesty Queen Elizabeth II 2016)[/caption]
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