Das Online-Lexikon "Wikipedia" ist nicht up to date: "Ein Turnbeutel ist ein Beutel, der zum Transport von Turnschuhen, Turnhose und -hemd sowie Trainingsanzug dient", steht da in etwas umständlichem Erklärdeutsch. Wenn das stimmen würde, ist die Münchner Szenebar "Jennifer Parks" im angesagten Glockenbachviertel neuerdings eine Umkleidekabine mit Zapfhahn. Jeder Dritte trägt dort eine der Stofftaschen. Mal in Schwarz, mal ganz bunt oder ganz edel in Leder.
Der Turnbeutel. In der Schule wurde er gerne mal zuhause vergessen und diente dann als wunderbare Ausrede, um statt zum Sportunterricht zu gehen, blau zu machen. Natürlich nur, falls Mutti den geplanten Fauxpas nicht bemerkte und dann mit einem peinlichen "Du hast die Sportsachen vergessen" ins Klassenzimmer platzte. Von seinem schnöden Namen konnte er sich zwar nicht lösen, von seinem Image als Tragebehälter für Sportzeugs schon.
nike1Werber haben ihn schon vor Jahren für sich entdeckt. Der Sportbeutel ist sozusagen die logische Weiterentwicklung des Jutebeutels. Etwas schicker - und mit seinen Trageriemen vor allem viel praktischer - ist er in diesem Sommer zum unabdingbaren Modeaccessoire geworden. Achten Sie mal drauf: Sie werden kaum eine Fußgängerzone finden, in denen Ihnen nicht Dutzende Turnbeutel entgegen kommen. Getragen werden sie übrigens nicht in der Hand, wie früher, sondern über beide Schultern gespannt.
Schon für zirka 15 Euro zu haben
Vor allem ist er billig. Egal ob ganz klassisch von einem Sportartikelhersteller wie Adidas oder Nike oder von Lifestyle-Shops wie "Dawanda": Die praktischen Tragetaschen kosten rund 15 Euro. Nur wer etwas edleres Material wie Leder haben will, zahlt mehr. Ein echter Volksmodebeutel.
Und was ist nun drin? Sportschuhe oder -sachen waren jedenfalls bei der Stichprobe im "Jennifer Parks" nicht zu finden. Stattdessen Geldbörsen, Handys, Schlüssel - eben alles, was im Sommer kein Platz in Jacken oder Mänteln findet. Achja, in einem waren dann doch so etwas wie Sportsachen: Alexander aus Schwabing hatte seine Badehose dabei. "Ich bin direkt vom Eisbach hierher." Wikipedia hat also doch nicht ganz Unrecht.